Autor: Hermann Riedl
Veröffentlicht am: 29.05.2019
Ein Franchisenehmer kauft auf eigenes Risiko eine fertige Geschäftsidee, welche detailliert in dessen Prozessen und seiner Umsetzung ausgearbeitet ist.
Der Franchisenehmer stellt meist das nötige Eigenkapital zur Verfügung und leitet den Franchisestandort als selbständiger Unternehmer. Dies beinhaltet alle rechtlichen und wirtschaftlichen Inhalte, insbesondere die Markenführung, aber auch die Rekrutierung von Mitarbeitern, deren Ausbildung und Führung. Der selbständige Franchisenehmer haftet für seine unternehmerischen Entscheidungen und entrichtet eine monatliche Gebühr für die Nutzung der Franchiseidee an den Franchisegeber.
Der Franchisenehmer verpflichtet sich durch einen Vertrag, das Franchisesystem anhand der gestellten Systemvorgaben die Unternehmenskultur und die Franchisemarke umzusetzen, und seine Leistung und Erfahrungen dem Franchisesystem zur Verfügung zu stellen.
Franchisenehmer, die sich dem System nicht anpassen oder es behindern, sind in einem Franchisesystem nicht erfolgreich platziert. Ein Franchisenehmer, der sich für ein Franchisesystem entschieden hat, sollte sich im Vorfeld klar sein, dass er einen Teil seiner unternehmerischen Freiheit und Kreativität einbüßt und sich einer Systemkette und deren Regelwerk unterordnet. Diese Erkenntnis ist sehr wichtig, denn man bindet sich nicht selten langfristig an ein Franchise-Unternehmen.
Für die einen ist Franchising die ideale Lösung in der Selbständigkeit und für die anderen eine unglückliche Bindung auf Zeit.
Was ist ein "gutes" Franchisesystem?!
Ein gutes Franchisesystem zeichnet sich nicht nur durch Kennzahlen, eine offene Kommunikation, starkes Marketing oder durch die Positionierung im Markt aus, sondern ausschlaggebend für den Erfolg ist das Miteinander. Sozusagen die Zusammenarbeit zwischen Franchisenehmer und Franchisegeber, welche das System stetig weiterentwickeln und dieses den Kunden- und Marktanforderungen anpassen.
Ein Franchisesystem, welches stupide nach Vorgaben praktiziert und die marktspezifischen Anforderungen der Kunden eines Landes oder einer Region nicht beachtet , ist meist nicht erfolgreich oder scheitert kurzfristig in seiner Expansion. Auch gute und internationale Marken sind durch diese Vorgehensweise in manchen Märkten gescheitert, obwohl diese im Mutterland sehr erfolgreich sind.
Es gibt verschiedene Gründe, warum man sich als zukünftiger oder bereits aktiver Unternehmer für ein Franchisesystem entscheidet. Sie als potenzieller Franchise-Gründer sollten sich ein Fragenkatalog erstellen, worin Sie Ihre Gespräche und Informationen mit Franchisesystemen bündeln, die Sie interessieren. Ihre Erkenntnisse sollten Sie unbedingt miteinander vergleichen.
Die Pflichten eines Franchisenehmers und welche Anforderungen an Sie gestellt werden, sollten Ihnen von Anfang an bewusst sein. Was muss ich als zukünftiger Franchisenehmer mitbringen und welche Verantwortung übernehme ich?
Auch die Bewertung nach Kennzahlen, des Wachstums und aus den Gesprächen mit bestehenden Franchisenehmern des Franchisesystems, ist für einen zukünftigen Franchisenehmer wichtig, da dieser sich für eine langfristige Partnerschaft entscheidet, die mit vielen Pflichten, aber auch Rechten und Risiken behaftet ist.
Darauf sollte man auf der Suche nach guten Franchisesystemen achten
Ein gutes Franchisesystem ist im ersten Schritt erkennbar in seinem Aufbau.
- Sind die Unterlagen professionell erstellt?
- Liegen Hilfsmittel vor?
- Begleitet der Franchisegeber durch Werkzeuge und Arbeitshilfen den Franchisenehmer in seinem Franchisestart?
- Wie professionell und strukturiert ist die Ausbildung?
Alle diese Punkte und noch viel mehr, sollten Ihnen im vorvertraglichen Gespräch, anhand von Unterlagen und Aufzeichnungen vorgelegt und ausgehändigt werden.
Ein gutes Franchisesystem ist vergleichbar mit einer Kette und jeder Franchisenehmer ist ein eingebundenes Glied in der Kette mit einer großen Verantwortung. Das System muss vom Franchisegeber stringent geführt werden, denn nur dann funktioniert ein System als Einheit und Marke. Natürlich sind Kennzahlen ausschlaggebend, jedoch die beste Kennzahl bringt kein Wachstum, wenn die Marke vom Franchisegeber, nicht als diese geführt wird.
Achtung - hier ist Vorsicht geboten
Franchiseunternehmen, welche mit Kennzahlen unkontrolliert jonglieren, welche nicht widerlegbar sind, oder Franchiseverträge, welche in dessen Satzstellung nicht zueinanderpassen, sind nicht selten selbstgestrickt. Franchiseideen, welche zwar ein interessantes Geschäftsmodell bieten, aber in der Umsetzung und Dienstleistung vom Franchisegeber zum Franchisenehmer nicht professionell ausgearbeitet sind, sind im Wachstum gehemmt und somit zur Entwicklung einer Marke ungeeignet.
Prüfen Sie realistisch das Franchisekonzept, denn auch ein Vertrauensvorschuss einer international agierenden Marke kann irreführend sein. Die Expansion kann in einem Land, wie zum Beispiel Deutschland, sehr schnell eingestellt werden und dies ist das größte Risiko bei einer langfristigen Vertragsbindung mit einer hohen Investition.
Junge Franchiseunternehmen bzw. Startups können für Sie als Franchisenehmer sehr interessant sein. Es ist eine große Herausforderung gemeinsam mit dem System zu wachsen. Jedoch sollten sich die Risiken aber auch die Vorteile und Chancen gespiegelt zum Risiko in den Verträgen und Konditionen widerspiegeln.
Fazit / Tipp für den nächsten Schritt
Wer sich lange bindet, sollte sich auch die Zeit nehmen, Franchisesysteme kritisch zu hinterfragen und auch objektiv mit Franchisenehmern aus dem Franchisesystem sprechen. Hierzu gehören sowohl kritische, aber auch positive Stimmen. Ein Franchisesystem, aber auch die Unternehmenskultur, muss zu dem Franchisebewerber passen. Umso mehr sollte man ehrlich zu sich selbst sein und – dann kann Franchising ein erfolgreiches Unternehmenskonzept sein.
Jeder Franchisebewerber sollte die Franchisewelt und ihre Regeln kennen, bevor er vertragliche und finanzielle Verpflichtungen mit einem Franchisesystem eingeht. Mehr in unsere Buchempfehlung zu diesem Thema: „ Praxisleitfaden Franchising - Strategien und Werkzeuge für Franchisegeber und -nehmer“ - Springer Gabler Verlag, Riedl/Schwenken ---- 1+ 2 Auflage.