Autor: Wolfgang Kierdorf
Veröffentlicht am: 02.05.2018
Viele Menschen gründen unter den falschen Voraussetzungen. Sie werden gelockt von „mehr Freiheit“, „mehr Geld“, „mehr Selbstverwirklichung“ usw. Alles, was einem die Medien so als tolle Nebeneffekte einer Selbstständigkeit suggerieren. In Wahrheit meinen die Medien aber nicht „Selbstständigkeit“, sondern „Unternehmertum“. Arbeite nicht in Deinem Unternehmen, sondern daran.
Was sind die 3 größten Fehler bei einer „Selbstständigkeit“ und wie lassen sich diese vermeiden? Lesen Sie weiter!
1. Sie sind kein Unternehmertyp
Den Unternehmertyp gibt es nicht. Ich habe fast ein Jahrzehnt an den Eigenschaften erfolgreicher Unternehmer/innen geforscht und kann Ihnen mit Freude berichten: Nein, es gibt NICHT den Unternehmertyp (der direkt so geboren und angeschaltet wird), aber es gibt Eigenschaften erfolgreicher Unternehmer/innen und man kann diese an sich entwickeln.
Diese Eigenschaften sind:
- Visionär & Zielorientiert
- Lösungskreativ
- Risikobereit & Angstfrei
- Emotional Intelligent
- Motiviert
- Leidenschaftlich
- Konsequent
- Diszipliniert
... und man muss den sog. „Need for Achievement“ haben, also den dringenden Wunsch, etwas zu erreichen. Mehr dazu in meiner Videoserie.
2. Ihre Vorbereitung ist mangelhaft
Jeden Tag treffe ich neue Gründer und jeden Tag bin ich aufs Neue erschüttert, wie viel falsche Vorbereitung getroffen wird.
„Man kann sich falsch vorbereiten?“
Ja, tatsächlich. Man kann die falschen Dinge richtig machen und die wichtigen Dinge gar nicht.
Zu den wichtigen Dingen zählt zum Beispiel sich zu überlegen, welches Problem man denn löst, denn jedes Produkt ist die Lösung für ein Problem. Leider sehe ich jeden Tag Lösungen für Probleme, die es gar nicht oder in nicht ausreichendem Maße gibt.
Welches konkrete Problem lösen Sie für wen? Wenn Sie ein Produkt haben, dass für jeden ist, dann haben Sie leider ein Produkt, dass für niemanden ist.
Schreiben Sie Ihren sogenannten Elevator-Pitch auf, der in drei oder weniger Sätzen erklärt, was Sie für wen und warum tun. Wenn Sie das Problem eines Kunden besser beschreiben können, als er selbst, wird er Ihnen immer glauben, dass Sie das Problem auch lösen können. Umgekehrt haben Sie keine Chance auf ein Geschäft, wenn Sie nicht wissen, welches Problem Sie für wen und wie lösen.
Eine weitere Vorbereitung, die vielen Gründern fehlt, ist etwas, das ich die „Bierdeckelrechnung“ nenne. So benannt nach dem Umfang der Berechnung (3 - 4 Zeilen mit Plus, Minus, Mal, Geteilt, Prozent und manchmal Dreisatz => auch bekannt als „Alles-was-ein-Unternehmer-über-Mathematik-wissen-muss!“). Jede Art von Geschäft hat Kennzahlen, anhand derer man, lange bevor der erste Euro investiert wurde, ausrechnen kann, ob ein Geschäft prinzipiell funktionieren kann oder nicht. Nehmen wir zum Beispiel die Gastronomiebranche. Typische Kennzahlen sind hier beispielsweise:
- Bongröße (Wieviel setzt ein Kunde bei einem Besuch um)
- Wareneinsatz (Wieviel Prozent des Umsatzes gibt der Unternehmer für die Waren aus, die er zubereitet oder (bei Getränken) durchreicht)
- Anzahl Sitzplätze (Wie viele Menschen haben im Restaurant gleichzeitig Platz)
- Verweildauer (Wie lange bleibt ein Gast im Durchschnitt)
Möchte ich zum Beispiel wissen, wieviel Umsatz ich an einem Abend mit meiner Pizza-Bude mit 9 Sitzplätzen, einer Bongröße von 12,00 Euro und einer Verweildauer von ca. 90 Minuten pro Gast maximal an einem Abend (mit 8 Stunden Öffnungszeit) erwirtschaften kann, so sieht die Formel wie folgt aus:
9 Plätze * 12 Euro * (480 Minuten Öffnungszeit / 90 Verweildauer) = 9 * 12 * 5,3 = € 572,40 … wenn sich die Gäste die Klinke in die Hand geben und jeder Tisch immer voll besetzt ist. Was natürlich über die vollen 8 Stunden utopisch ist...
Sie sehen, dass man bereits mit wenigen Werten komplexe Berechnungen anstellen kann. Was können Sie noch über Ihr Unternehmen erfahren, nur auf der Basis der wenigen, für Sie relevanten Kennzahlen? Das ist die Vorbereitung, um die es eigentlich geht!
Weitere Informationen zum Thema Vorbereitung finden Sie im ersten Video hier.
3. Die Finanzierung ist unzureichend
Nach den „Gründergrundängsten“ Starten und Verkaufen ist das Thema „Geld investieren“ die drittbeliebteste Angst. Die meisten Gründer machen den Fehler zu denken, dass ohne Kapital zu gründen ein Zeichen von Stärke ist … und unter bestimmten Bedingungen stimmt das sogar. Mir ist ein Gründer lieber, der viel mit kleinem Budget getestet hat und jetzt seine Zahlen kennt, als jemand der 1 Millionen Euro braucht, um sein Geschäftskonzept zu überprüfen.
Grundsätzlich sollte eine größere Investition in ein Unternehmen NIE ein Risiko sein. Wenn ich Geld in die Hand nehme, dann um weiter zu wachsen. Dies kann in Form von Personal, Maschinen etc. oder Marketing (Werbung) erfolgen.
Ohne Kapital zu wachsen gelingt niemandem.
Wenn Sie gerade gründen und ein paar Tausend Euro Eigenkapital haben, dann nutzen Sie dieses Geld als Hebel, um über eine Gründungsfinanzierung an mehr Geld zu kommen. Flüssige Mittel (Geld) kann man nie genug haben. Und vergessen Sie nie den Spruch: „Geld leiht man sich als Unternehmer/in, wenn man es NICHT braucht!“
Fazit / Tipp für den nächsten Schritt
Seit nunmehr fast 10 Jahren helfe ich Gründern und Unternehmern dabei, Weltklasse-Unternehmen aufzubauen. Die im Text genannte Videos werden Ihnen dabei helfen, viele der klassischen Fehler zu vermeiden und vielleicht sogar Ihre Herangehensweise an das Thema Gründung verändern … und das ist eine gute Sache, denn so wird Ihre Gründung sicher ein Erfolg!